Heutzutage trägt beinahe jeder zu jeder Zeit und überall sein Smartphone mit sich herum. Man ist sozusagen immer und rund um die Uhr erreichbar. Früher war das nicht so. Die Telefonie über das Festnetztelefon ist noch gar nicht so alt wie man glauben mag. Wenn man bedenkt, dass das Handy gerade mal 37 Jahre jung ist. Und die Smartphones, so wie wir diese von heute kennen, gibt es erst seit ca. 13 Jahren. Seit wann aber gibt es das Festnetztelefon und wann entstand die Idee zur Telefonie? Das und mehr erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.
1861 – ein bedeutendes Jahr für die Telefonie
Im Jahre 1861 führte ein deutscher Physiker und Erfinder dem österreichischen Kaiser in Frankfurt einen Apparat zur Übertragung von Tönen und Melodien vor. Der Name des Erfinders war Philipp Reis. 13 Jahre später meldete der Sprechtherapeut, Alexander Graham Bell, einen „Sprechtelegraphen“ zum Patent an. Besichtigen kann man den „Bell’schen Sprechtelegraphen“ auch heute noch und zwar auf der Weltausstellung von Philadelphia. Im selben Jahr, 1876, wurde dann das erste Ferngespräch zwischen Boston und Campbridge (USA) geführt. Im Jahre 1877 produzierte die Firma „Siemens & Haske“ die ersten „Telefone“.
DAS FRÄULEIN VOM AMT UND IHRE AUFGABE
Im Jahr 1881 entstanden die ersten öffentlichen Telefonnetze und riefen ein neues Berufsbild ins Leben: Das Fräulein vom Amt. In den damaligen Telefonzentralen mussten Gespräche noch manuell vermittelt werden. Teilweise sogar mit Hilfe eines „Kurbelinduktors„. Die Vermittlung erfolgte in den meisten Fällen durch weibliche Telefonistinnen, da die höhere Stimmlage verständlicher als die der meisten Männer war. So entstand die Bezeichnung „Fräulein vom Amt“ oder auch genannt „Demoiselle“. Die Aufgabe der „Demoiselle“ war, die Vermittlung vom einen zum anderen Teilnehmer, damit diese ein Telefongespräch führen konnten. Der Standartsatz der Telefonistinnen lautete: „Jetzt kommt ein Gespräch für Sie.“. Nach diesem Satz wurde die Verbindung zwischen den beiden Teilnehmern hergestellt. Wer jetzt denkt, dieser Beruf wäre so einfach zu bekommen gewesen, täuscht sich. Eine gute Schulbildung, beste Umgangsformen sowie Fremdsprachenkenntnisse waren erforderlich, um diesen Beruf auszuüben. Zudem mussten die Damen jung, ledig und aus gutem Hause kommen. Der Beruf „Fräulein vom Amt“ erfreute sich immer größerer Beliebtheit, doch mit der Einführung der elektromechanischen Vermittlungstechnik starb dieser immer mehr und mehr aus.
TELEFONZELLEN – ERINNERT IHR EUCH NOCH?
1878 wurde die erste Telefonzelle, damals auch genannt „Fernsprechkiosk“ in New Haven (USA) aufgestellt. Danach folgte Dänemark mit dem „Telefonkiosk“. Am 17. August 1903 wurde der erste „Telefonautomat“ im Wiener Südbahnhof in Betrieb genommen. Nach Einwurf von 20 Heller konnte man ein aktives Gespräch führen. Weitere wurden kurz darauf im Nord- und Westbahnhof, im Café Central und in der Prater-Hauptallee aufgestellt. Die Aufstellung weiterer „Münzfernsprechern“ wurde zuerst nicht gerne gesehen. Die Begründung dafür war, dass diese das Stadtbild „verschandeln“. Die nachfolgenden „vornehmer“ wirkenden Telefonkioske wurden dann vom Wiener magistrat und dem Denkmalamt akzeptiert.
DER 2. WELTKRIEG UND DAS TELEFON
Ihr fragt euch inwiefern der 2. Weltkrieg in der Geschichte des Telefons eine Rolle spielt? Während des zweiten Weltkrieges beendete der Anschluss Österreichs die Selbstständigkeit des Telefonwesens. Am 19. März 1938 wurde festgelegt, dass die „Überleitung der österreichischen Post- und Telegraphenverwaltung auf das Deutsche Reich“ erfolgte. Alles wurde somit von Berlin aus gesteuert. Auch sämtliche Ausbauarbeiten am Telefonnetz kamen in den Folgejahren des zweiten Weltkrieges zum Stillstand. Mehrere Telefonzentralen und Verstärkerämter wurden schwer beschädigt und mehr als die Hälfte des Kabelnetzes war nicht mehr funktionstüchtig. Erst nach der Kriegszeit, im April 1945, entspannte sich die Lage allmählich wieder. Telefongespräche ins Ausland wurden jedoch bis ins Jahr 1953 überwacht.
ISDN – EIN NEUES ZEITALTER BRACH AN
Im Jahr 1989 wurde das Festnetz digital. Der offizielle Startschuss für das „Integrated Services Digital Network„, abgekürzt „ISDN“ ist gefallen. ISDN ist ein internationaler Standard für ein digitales Telekommunikationsgesetz und dient dazu, verschiedenste Daten zu übermitteln und zu übertragen – unter anderem auch die Telefonie oder Fernnachrichten. Der Vorteil von ISDN war, dass die Übertragung im Gegensatz zu den älteren Telefonmodems wesentlich schneller funktionierte. Zudem konnte man nun gleichzeitig zwei Gespräche miteinander verbinden und zur selben Zeit im Internet surfen. Auch die Sprachqualität steigerte sich im Vergleich zur analogen Übertragungsform und mit einem ISDN-Mehrgeräteanschluss können bis zu zehn Rufnummern vergeben werden. Der Nachfolger von ISDN ist DSL. DSL ist ca. 250 Mal schneller als ein ISDN-Anschluss und löst ISDN langsam aber sicher überall ab.
FAZIT
Das Festnetztelefon verliert in privaten Haushalten immer mehr an Bedeutung, denn fast jeder besitzt mittlerweile sein eigenes Smartphone. dieses kann überall hin mitgenommen werden udn beitet außerdem noch viele andere tolle Funktionen wie Apps, musik, Textnachrichten, uvm. In Unternehmen ist die Festnetztelefonie jedoch nach wie vor wichtig. Mittlerweile gibt es auch Schnurlos-Festnetztelefone, welche problemlos innerhalb des Wohnbereiches mitgenommen werden können. Somit ist man zumindest nicht mehr an einen fixen Platz gebunden, wenn es mal wieder länger dauert mit dem Telefonieren. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Verzichten wir irgendwann komplett auf ein Festnetztelefon?
Ihr möchtet noch mehr über das Festnetztelefon erfahren? Weitere Infos findet ihr im Artikel „10 Fakten über das Telefon„.
Bildquellen: Shutterstock.com
Fotografen: Pavel L Photo and Video, Everett Collection, Kirill Linnik, Magnetic Mcc
0 Kommentare